Judentum
Abrahams Aufbruch in das Land Kanaan und der Bund Gottes mit Abraham und dessen Nachkommen
Am Beginn der jüdischen Geschichte steht das Gebot Gottes an Abram (Abraham), aus seiner Heimatstadr Ur im Zweistromland von Euphrat und Tigris im heutigen Irak aufzubrechen und zwar in das Land Kanaan (1. Mose 1 ff.), zusammen mit seiner Frau Sarai und seinem Neffen Lot. Das Land soll vom Nil bis an den Euphrat reichen. Hierher rührt der Anspruch der Juden auf das Heilige Land.
Abrams Berufung und Zug nach Kanaan (Bibleserver) 1. Mose 12
Die Juden sind nach der Verheißung Gottes das von Gott auserwählte Volk, das sehr zahlreich sein wird, das Land Kanaan erhält und sich mit Gott in einem festen, von Gott selbst begründeten Bund befindet, der für Abraham und alle seine Nachkommen gelten soll. Der Herr ist der unsichtbare und deshalb auch bildlich nicht darstellbare Gott der Juden, neben dem es für die Juden keine anderen Götter geben darf. Äußeres Zeichen für den Bund zwischen Gott und seinem Volk und dessen ewige Erneuerung ist die Beschneidung der männlichen Nachkommen Abrahams. Mit der Beschneidung wird man ins Judentum aufgenommen.
Das Judentum ist also eine monotheistische Religion inmitten polytheistischer Religionen, was eine Neuerung darstellt.
Abrahams erstgeborener Sohn Ismael wird der Stammvater aller Moslems, Abrahams zweitgeborener Sohn Isaak wird der Stammvater aller Juden. Abrahams Enkel Jakob benennt sich in Israel um und seine 12 Söhne werden die Ahnherren der 12 Stämme Israels.
Knechtschaft in und Auszug aus Ägypten
Als in Kanaan eine Hungersnot ausbricht, fliehen Abrahams Nachkommen nach Ägypten, geraten dort in Knechtschaft und Sklaverei und müssen Fronarbeit leisten. Erst 800 Jahre später führt der vom Herrn berufene Moses sie aus Ägypten. Es handelt sich um den berühmten „Auszug (Exodus) aus Ägypten“.
Moses Berufung (Bibleserver) 2. Mose 3
Der Pharao will die Israeliten nicht ziehen lassen. Von Gott geschickte 10 Plagen ändern seinen Sinn erst spät, nach der 10. Plage, der Tötung der Erstgeburten der Ägypter und allen Viehs der Ägypter, wobei aber die Israeliten nach Kennzeichnung ihrer Haustüren mit Blut von Lämmern verschont werden. Es wird zur Erinnerung daran das Passafest eingesetzt.
Der Pharao verfolgt die Israeliten mit seinem Heer. Das Schilfmeer teilt sich, nachdem Moses seinen Stab erhoben hat, und die Israeliten ziehen hindurch. Hinter ihnen schlägt das Meer aber über dem Pharao und seinem Heer zusammen, das Volk Israel dagegen zieht ins Gelobte Land der Väter zurück.
Offenbarung des Herrn an Moses am Berg Sinai. Der Bund des Herrn mit Moses und den Israeliten.
Unterwegs am Berg Sinai auf der gleichnamigen Halbinsel erscheint Gott dem Moses und offenbart sich ihm. Er gibt ihm die zehn Gebote und die Gesetzestaeln, erlässt Vorschriften und schließt einen ewigen Bund zwischen sich und seinem Volk. Moses ist der Religionsstifter des Judentums.
Bundesschluss am Sinai und Empfang der Gesetzestafeln (Bibleserver) 2. Mose 24Bundeslade, Tisch für die Schaubrote und Leuchter (Bibleserver) 2. Mose 25
Die Thora
„Die Tora ist das Allerheiligste der Hebräischen Bibel. Sie besteht aus den Fünf Büchern Mose (griechisch: Pentateuch). Aufgeschrieben wurden sie etwa zwischen 950 und 800 vor unserer Zeitrechnung. Die Tora, von Hand auf Pergament geschrieben und um zwei Stäbe gewickelt, enthält alle 613 Ge- und Verbote (Mizwot) des Judentums und erzählt die Geschichte von der Weltschöpfung bis zum Tode des Religionsstifters Mose.“ (Ingke Brodersen: Judentum. Eine Einführung, Frankfurt am Main 2011, Seite 126)
Könige und Reiche, die Babylonische Gefangenschaft und die Diaspora
Josua wird Moses Nachfolger. Unter seiner Führung erobern die Israeliten Kanaan und teilen es unter die 12 Stämme auf. König David gründet und regiert 1004 - 964 v.Chr. ein großes Reich mit der Hauptstadt Jerusalem, in der die Bundeslade aufbewahrt wird. Sein Sohn und Nachfolger König Salomon gilt als weiser König. Er errichtet den ersten Tempel. Nach Salomons Tod teilt sich das Reich und es entstehen zwei jüdische Königreiche: das Nordreich Israel und das Südreich Juda. 722 v.Chr. wird das Nordreich von den Assyrern erobert, das Südreich Juda unterwirft sich der assyrischen Fremdherrschaft. „Fortan wird es nur noch die Abkömmlinge Judas geben, die Juden.“ (Ebenda, S. 9)
597 v.Chr. erobern die Babylonier unter König Nebukadnezar das Reich Juda und deportieren Teile der Oberschicht und den König von Juda nach Babylonien. Ein Aufstand der Juden gegen die babylonische Herrschaft zehn Jahre später endet mit der Zerstörung des ersten Tempels. Die Opfergeräte, der Thronsitz Jahwes, wie der Gott der Juden genannt wird, sowie die Bundeslade fallen dem Brand zum Opfer. Die Juden geraten in die „Babylonische Gefangenschaft“, d.h., dass viele von ihnen nach Babylonien ins Exil müssen. Das bedeutet das Ende des von David gegründeten Reiches und den Beginn der Diaspora, der Zerstreuung des jüdischen Volkes in der Welt.
Talmud und Halacha. Die Verschriftung der Religion
Es kommt nun darauf an, die jüdische Identität als Volk und Religionsgemeinschaft zu bewahren. So entsteht der babylonische Talmud, neben der Thora das zweite heilige Buch der Juden.„Talmud bedeutet „Belehrung“. Nach der Zerstörung des Tempels und der „Zerstreuung“ (Diaspora) der Juden begann man, Gesetze, Sitten und Überlieferungen aufzuschreiben, um religiöse Vorschriften und Brauchtum weiter zu erhalten. Eine bis heute verbindliche Zusammenstellung wurde um das Jahr 500 in Mesopotamien abgeschlossen, im sogenannten Babylonischen Talmud. Im Talmud wird zwischen der strengen Halacha (Gesetzeslehre) und der Aggada (Erzählung) unterschieden. Letztere nimmt mit der Zeit an Umfang immer weiter zu, da es kaum ein Thema gibt, das der Talmud unbeantwortet lasst und die Gesetze im Lichte neuerer Entwicklungen stets neu ausgelegt werden müssen. (Ebenda, S.126)
Die Juden beginnen […] mit der Verschriftung der Teile ihrer Religion, die bisher nur mundlich tradiert wurden: grundlegende Abschnitte der Tora, die Geschichten um die Erzvater, um David und Salomo, die dusteren Worte der Propheten wie auch ihre Hoffnungsbotschaften, die von der Gnade Jahwes kunden und van der Heimkehr ins Heilige Land. Sabbat und Beschneidung, alte Brauche, die man auch fern der Heimat praktizieren kann, werden zu Zeichen des Bundes mit Gott.“ (Ebenda, S. 10)
Messias
Besonders seit dem Ende des israelitischen Königtums erwarten die Juden die Ankunft eines künftigen, weltlichen Messias, der Jahwes „Willen endgültig verwirklichen, alle Juden zusammenführen, von Fremdherrschaft befreien, ein Reich der Gerechtigkeit und Freiheit herbeiführen werde.“ (Wikipedia- Artikel Messias). Im Christentum gilt später Jesus als dieser Messias, der aber nicht als weltlicher König erscheint, sondern nach christlichem Glauben als Sohn Gottes durch sein Leben, sein Sterben am Kreuz und seine Auferstehung die Erlösung der Menschheit bewirkt hat.
539 v.Chr. erobert Perserkönig Kyros Babylonien und erlaubt den Juden die Rückkehr ins Heilige Land, was viele auch tun. Ab 515 v.Chr. beginnen diese mit dem Aufbau des zweiten Tempels, was den Schwerpunkt des Judentums wieder nach Jerusalem verlegt. Die Juden haben nun einen kleinen, selbst verwalteten Staat, der aber nach dem Tod Alexanders des Großen 323 v.Chr. an die Seleukiden fällt. Diese schänden den Tempel und bedrohen gesetzestreue Juden mit dem Tod, was 167 v.Chr. einen Aufstand der „Frommen“ unter Judas Makkabäus auslöst, der zu fast 100 Jahren nationaler Unabhängigkeit führt. „Die Wiedereinweihung des Tempels wird bis heute mit dem Chanukkafest gefeiert.“ (Ebenda, S. 11)
Zerstörung des zweiten Tempels und Jerusalems unter den Römern. Der Aufstieg der Rabbiner
63 - 70 n.Chr. erobern die Römer Palästina unter Kaiser Vespasian und dessen Sohn Titus. Auch der zweite Tempel wird nun zerstört, die Menora und andere Beutestücke werden im Triumphzug des Titus mitgeführt, eine Szene, die heute noch auf dem Titusbogen in Rom zu sehen ist. Vom zweiten Tempel ist der Unterbau mit der Klagemauer erhalten, heute das wichtigste jüdische Heiligtum überhaupt. Darüber nefinden sich heute der muslim verwaltete Bezirk mit muslimischem Felsendom und muslimischer Al- Aqsa- Moschee, was immer mal wieder zu Reibereien führt.
Die nächste Katastrophe für das Judentum kommt unter Kaiser Hadrian. 132 n.Chr. erlässt er ein Beschneidungsverbot und kündet den Bau eines Jupitertempels auf dem Tempelberg an. So bricht nun unter Simon bar- Kochba ein Aufstand aus, der nach zwei Jahren niedergeschlagen wird. Jerusalem wird nun in Aelia Capitolina umbenannt, Juden dürfen es nach damaligem Gesetz unter Androhung der Todesstrafe nie mehr betreten und die Provinz Judäa wird in Syrien- Palästina umbenannt. Damit ist die Ära der Tempel und eines eigenen Reiches für runde 2.000 Jahre beendet.
Dies bedeutet aber nicht das Ende des Judentums, sondern dieses organisiert sich in der Diaspora (Zerstreuung) auch ohne eigenen Staat neu. Die Rabbiner steigen auf und ersetzen die Tempelpriester mit ihren Opfern. Sie überliefern die Tradition und wachen über die Rechtmäßigkeit der Auslegung von Thora und Talmud, sprechen Recht nach der Halacha, leiten die Ausbildung von Schülern und die Lehranstalten von Gemeinden, übernehmen aber keine priesterlichen Aufgaben. Rabbi wird man durch Dtdium, Kenntnis des Talmud, Schülerausbildung, am Ende erfolgt eine formale Ordination. (Ebenda, S. 22)
„Das tägliche Opfer im Tempel, bisher stellvertretend für das Volk von den Priestern vorgenommen, wird durch das Gebet, das Schma Israel, ersetzt und die Tora der Gemeinde regelmäßig vorgelesen. Dies geschieht in Synagogen, die nun von den Gemeinden gebaut werden. (Ebenda, S. 14) Die Reinheitsgebote werden alltagstauglich gemacht, und „an die Stelle des Staates tritt nun das Buch“ (Ebenda, S. 14).
Die ursprüngliche jüdische Sekte des
Christentums steigt im römischen Kaiserreich und insbesondere in der Spätantike auf und stellt eine neue Herausforderung und Bedrohung für das Judentum dar.
Zum Vergleich:
Christentum
Islam
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