Kabinettskrieg
Der traditionelle europäische Kabinettskrieg besitzt laut Sebastian Haffner folgende
Grundsätze bzw. Kennzeichen:
- Die Disziplin der Armeen beruht auf Zwang und Gehorsam, nicht auf Überzeugung oder persönlichem Interesse der Soldaten. Diese gleichen eher Bauern im Schachspiel, die Fürsten spielen das Spiel.
- Es gibt eine scharfe Trennungslinie zwischen kämpfender Truppe und nicht kämpfender Zivilbevölkerung. Soldaten sollen einander töten, nicht aber Zivilisten.
- Der Krieg soll möglichst ins Feindesland getragen werden, um Verwüstungen im eigenen Land möglichst zu verhindern.
- Der Krieg soll nicht unbegrenzt dauern. Wenn er rational bleiben soll, muss er Ausnahmezustand bleiben, weil sonst sein Zweck den Preis nicht mehr rechtfertigt.
- Man soll den Krieg möglichst nicht durch alle Eskalationsstufen durchfechten, sondern eine schnelle Entscheidung suchen. Man ergibt sich, wenn weiteres Blutvergießen sinnlos geworden ist.
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Der Text beruht auf einem Artikel von Sebastian Haffner: „Mao und Clausewitz“ in: Günter Dill (Hrsg.): Clausewitz in Perspektive. Materialien zu Carl von Clausewitz: Vom Kriege, Frankfurt/M. Berlin Wien, Ullstein 1980, S. 652ff.
Vgl. Asymmetrischer Krieg | Totaler Krieg