Moderne
Moderne ist in unserem Zusammenhang eine geschichtliche Epochenbezeichnung.
Voraussetzung für die Moderne ist die Aufklärung mit ihrer schnellen Entwicklung von Wissenschaft und Technik. Die Vorherrschaft der Religion und entsprechender Traditionen wird gebrochen.
Die Moderne ist gekennzeichnet durch die Ablösung der Agrargesellschaft durch eine moderne Industriegesellschaft, ein Prozess, wie er in West- und Mitteleuropa im 19. und frühen 20. Jahrhundert ablief. Im Mittelpunkt des Modernisierungsprozesses steht also die Industrialisierung mit ihren Folgen, nämlich Massenproduktion, entstehender Wohlstand, Verstädterung, Aufkommen eines immer bedeutender werdenden industriellen Bürgertums einerseits und einer gewaltig ansteigenden Zahl von Industriearbeitern andererseits. Adel und Großgrundbesitz verlieren an Bedeutung. Die Soziale Frage wird zunehmend durch einen aufkommenden Sozialstaat zu lösen versucht. Als Folge dieser und im Zusammenhang mit diesen Veränderungen entstehen neue politische Strömungen: Liberalismus und Sozialismus einerseits, Konservatismus andererseits. Es kommt zu einer Serie von Revolutionen und politischen Umwälzungen. Diese mündeten in Europa in die Parlamentarische Demokratie mit Grundrechten.
Agrargesellschaften überall in der Welt, egal welcher Kultur, werden heute durch die Globalisierung vor die Herausforderung der Modernisierung gestellt. Wie und wie weit sie diesen Prozess bewältig(t)en und mit welchem Ergebnis, ist eine zentrale Frage der Geschichte des 20. Jahrhunderts und der Zeitgeschichte. Jede nichteuropäische Kultur wird vor die Frage gestellt, wie weit sie das europäische Vorbild akzeptieren oder übernehmen will und wie viel von ihrer eigenen Tradition sie aufzugeben oder anzupassen bereit ist.
Was die Mittel der Modernisierung in den nicht westlichen Kulturen angeht, gab es oft Entwicklungsdiktaturen unterschiedlicher Art, z.B. in der Sowjetunion, der Türkei oder China. Die politischen Ergebnisse endeten selten in Parlamentarischen Demokratien.