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Totaler Krieg

Die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts waren totale Kriege, die sich nicht mehr an die Regeln der herkömmlichen Kriegführung hielten, insofern als

  • der Grundsatz da Nichtverantwortlichkeit für Handlungen unter Befehl weitgehend außer Kraft gesetzt ist 
  • Propaganda und „Verwahnung“ charakteristisch sind
  • die scharfe Trennungslinie zwischen Truppe und Zivilbevölkerung nicht mehr streng eingehalten wird, sowohl durch totale Kriegswirtschaft mit Hilfe der ganzen Zivilbevölkerung, insbesondere auch Frauen, als auch durch Blockade und strategischen Bombenkrieg sowie durch Partisanenkrieg als Teil der Kriegsführung. 
  • der Grundsatz, den Krieg ins Feindesland zu verlagern, zwar für die Landkriegführung beachtet, aber durch die allgegenwärtige Luftkriegführung überlagert wird (Haffner schreibt sogar „seines Sinnes beraubt“ wird)
  • die Grundsätze der materiellen und zeitlichen Begrenzung des Krieges und der Verhältnismäßigkeit zwischen Ziel und Mitteln in den Weltkriegen völlig außer Kontrolle gerieten
  • Sieger und Gewinner des Krieges nicht mehr zwangsläufig identisch waren. 

Als Ursachen dieser Entwicklung benennt Sebastian Haffner, einerseits die Demokratie, die den Fürsten als Schachspieler sozusagen aus dem Spiel genommen habe (Kabinettskrieg) und die Soldaten selbst gegeneinander spielen lasse, andererseits die Technik, die immer mächtigere Waffen entwickelt habe. Krieg sei für die mächtigsten Länder dank Atomwaffen mit physischer Selbstvernichtung identisch geworden.

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Der Text beruht auf einem Artikel von Sebastian Haffner: „Mao und Clausewitz“ in: Günter Dill (Hrsg.): Clausewitz in Perspektive. Materialien zu Carl von Clausewitz: Vom Kriege, Frankfurt/M. Berlin Wien, Ullstein 1980, S. 652ff.

Vgl. Asymmetrischer Krieg | Kabinettskrieg

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